Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Vitrine 8: Kartographie Afrikas ‒ Maps of Africa

Eine frühneuzeitliche Karte Äthiopiens mit dem Reich des Priesterkönigs Johannes
Kupferstich von Matthäus Merian der Ältere, entnommen aus: Archontologia Cosmica, Frankfurt am Main 1649, Bd. 2, zwischen S. 226 und 227
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann: C.2.12

Kunstmann hat sich in einem Sammelatlas insgesamt 13 gedruckte Afrikakarten zusammenbinden lassen.
Die zwölfte Karte dieses Atlasses enthält wie die anderen Karten keinerlei Angaben zur Provenienz; die Rückseite derselben ist leer. Es handelt sich dabei um einen Nachstich einer Karte („Æthiopia superior vel interior vulgo Abissinorvm sive Presbiter Ioannis Imperivm”), die erstmals vom niederländischen Kartographen Willem Janszoon Blaeu (1571–1638) in Amsterdam 1634 in dessen „Novus Atlas“ veröffentlicht wurde. Der ausgestellte Kupferstich wurde vom bekannten Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere (1593–1650) zur Illustration der zweiten lateinischen Ausgabe der in seinem Verlagshaus erschienenen Archontologia Cosmica (Frankfurt am Main, 1649) angefertigt.
Der lateinische Titel in der Kartusche unten rechts verweist auf das Imperium des sagenhaften Priesterkönigs Johannes, das seit dem Mittelalter jenseits der arabischen Welt vermutet wurde. Der wichtigste physische Inhalt des Kupferstichs ist eine Darstellung des Nils mitsamt seinen Seitenflüssen und seiner Quelle in den mythischen Mondbergen („Lunæ montes“). Geschmückt wird die Karte von ethnographisch interessanten Zeichnungen (etwa die dargestellten Menschen neben der Titelkartusche) sowie mit Tieren, die dazu helfen, die noch unbekannten, leeren Gegenden des afrikanischen Kontinent zu füllen.

This copy of an early-modern map, originally made by cartographer Willem Blaeu (1571–1638) in 1634, shows the empire of the legendary priest-king John in Ethiopia.

Jakob Mandel & Anastasiia Pisareva

Charte von Africa“ by Prussian cartographer Franz Ludwig Güssefeld
Nuremberg: „bey den Homannischen Erben“, 1797
University Library LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.3.3

The map, created according to astronomical observations by Franz Ludwig Güssefeld (1744–1808), primarily presents the African continent and the island of Madagascar. In the north and north-east, also parts of Europe and the Arabian Peninsula are shown. The scan shown here is a copy of the coloured copperplate engraving (46 x 51.5 cm) from the Kunstmann collection, compressed in the original aspect ratio and part of an oversized map folder (Friedrich Kunstmann Nachlass: C.3) containing a total of 12 maps of Africa.
This copperplate was subsequently hand-coloured; the colours highlight political borders and territories. The concentration of information and inscriptions on the coasts of the continent is striking. In the cartouche at the bottom left, it is described that for areas further away from the coast, more precise knowledge was simply still lacking: „Alle Ken[n]tnisse von den innern Ländern beruhen auf Hörensagen. Man muss daher ruhig abwarten, ob die Bemühungen der Britten zur Entdeckung des Innern, künftig von mehrern Erfolg seyn werden, als bis daher“; in English: “All knowledge of the interior countries is based on hearsay. We must therefore wait and see whether the efforts of the British to discover the interior will be more successful in the future than they have been up to now.” (Reference is made to the African Association founded in London in 1788.)

Lukas Eidloth Bermejo

Charte von Africa“ by Prussian cartographer Franz Ludwig Güssefeld
Nuremberg: „bey den Homannischen Erben“, 1797
University Library LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.3.3

[Fortsetzung]

The map is oriented to the north; its prime meridian runs through the island of Ferro. The 35th degree of longitude and the equator are at right angles to the edge of the map and form the central axes and the centre of the map. Several scales are listed at the bottom of the map. In addition to German, English, French, Portuguese and sea miles, the “daily journeys of the caravans” are also mentioned here (cf. the clearly depicted caravan routes in the Sahara, Nigritia and Egypt).
The cartographer Franz Ludwig Güssefeld was in 1780 the central figure in Homan’s map shop in Nuremberg, before he worked for Homann’s heirs. His maps were convincing in their scientific quality and finely crafted realization on paper.

Lukas Eidloth Bermejo

Eine Karte Marokkos von 1797/1799
Friedrich Gottlieb Canzler: Karte von Fes und Marócos nach Tofiño, Hœst und Lempriere so wie einigen anderen Hilfsmitteln, Nürnberg: Weigel- und Schneidersche Handlung, 1797 [erschienen 1799].
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.2.5

Die fünfte Karte in Kunstmanns Afrika-Atlas zeigt „NORD AFRICA oder die BARBARISCHEN STAATEN“. Sie wurde von Friedrich Gottlieb Canzler (1764–1811), der zu diesem Zeitpunkt Geschichte, Geographie und Wirtschaftswissenschaften in Göttingen lehrte und später Rektor der Universität Greifswald wurde, „nach den neuesten Hilfsmitteln“ angefertigt. Während an der Küste noch relativ viele Orte und Provinzen verzeichnet sind – natürlich ist die Straße von Gibraltar am detailliertesten dargestellt –, bleibt das Landesinnere relativ vage nur mit groben Markern versehen. Orangene Linien im Norden und grüne Linien im Süden stellen, wie anhand der „Erklärung der Abkürzungen“ zu ersehen ist, „vermutliche Grenzen“ der verschiedenen Provinzen dar. Als Nullmeridian des eingetragenen Kartennetzes diente damals Ferro (die heutige Kanarische Insel El Hierro).

Friedrich Gottlieb Canzler (1764–1811) was able to map the coast of Morocco quite accurately in his map of 1797/1799, but he was unable to map the interior of the country precisely.

Jakob Mandel

Karte des Maghreb von 1799
Konrad Mannert: Karte von Alshier, Tunis, Tripoli nach Shaw d’Anville, Lopez, Renell, an der Küste zum Teil nach Toffino, und nach einigen Reisebeschreibungen, Nürnberg: Kunsthandlung Ad. Gottl. Schneider u. Weigels’.
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.2.6

Die sechste Karte in Kunstmanns Sammelatlas zu Afrika-zeigt den Maghreb. Die Grenzen der drei im Titel genannten Reiche werden mit orangenen, hellroten und hellblauen Linien voneinander abgegrenzt; als Bezugspunkt für den Nullmeridian diente wieder die Insel Ferro. In dem von Konrad Mannert (1756–1834) gezeichneten Kupferstich liegt der Fokus nicht auf den reichlich verzeichneten Küsten, sondern auf dem eher unbekannten Landesinneren: Verschiedene Stämme werden im Landesinneren analog zu den ebenfalls verzeichneten Provinzen verortet, besonders in Algerien. Präzise Kenntnisse des Landesinneren scheint Mannert aber nicht gehabt zu haben; vielmehr hat er (vgl. Kartusche) wie damals üblich Reisebeschreibungen ausgewertet und sich auf renommierte Kartographen gestützt, die vor ihm die Gegend kartographierten. Somit hat er den damals besten Wissensstand eingearbeitet; präzisere Kenntnisse zum Mahgreb gab es damals nicht.

The Maghreb map of 1799, made by Konrad Mannert (1756–1834) with the help of travel descriptions and former maps, focuses on the rather unknown inland areas than on the well known coastlines.

Jakob Mandel


Servicebereich