Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Vitrine 11: Francisco Adolpho de Varnhagen

Schwarz-Weiß-Porträt von „F. Adolpho de Varnhagen
Lithographie, Paris [undatiert, ca. 1851]
Untertitel: A. Devéria lith. | Madrazo pinx. | Imp. Lemercier, Paris
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann E.3

Bildnis des brasilianischen Historikers und Diplomaten Francisco Adolfo de Varnhagen (1816–1878). Der Franzose Achille Devéria (1800–1857) wird als Lithograph, und der Spanier José de Madrazo (1781–1859) als Illustrator genannt. Gedruckt bei Lemercier in Paris.

Widmung an Kunstmann auf dem Schmutztitel von Varnhagens Buch As Primeiras Negociações Diplomaticas Respectivas ao Brazil [Die ersten diplomatischen Verhandlungen in Bezug auf Brasilien]
Aus: Actas do Instituto Historico e Geographico Brazileiro, da sessão de 15 da Dezembro de 1842
Universitätsbibliothek der LMU München, 8 Kunstm. 568

Die in schöner Schrift und gut lesbare Widmung in portugiesischer Sprache wurde von Hand geschrieben. Übersetzt ist hier „Gewidmet an meinen Freund Dr. Kunstman[n] mit einigen Korrekturen von mir. V.” zu lesen.
Das Buch handelt über die ersten diplomatischen Verhandlungen zur Konstruktion des brasilianischen Raums und argumentiert, dass die Geschichtsschreibung dieselben Quellen wie die Diplomatie verwenden sollte, wodurch die Notwendigkeit der Einrichtung eines gemeinsamen Archivs angesprochen wird.

Digitalisat

Maysa Albert

Hemisphärische Weltkarte
In: Francisco Adolfo de Varnhagen: Examen de quelques points de l'histoire géographique du Brésil comprenant des éclaircissements noveaux … ou Analyse critique du rapport de M. D’Azezac sur la récente histoire générale du Brésil, Paris: Martinet, 1858
Universitätsbibliothek der LMU München, 8 Kunstm. 569

Auf dieser hemisphärischen Weltkarte mit dem französischen Titel „Mappe Monde | faisant partie de | L’HISTORIE GÉNÉRALE DU BRÉSIL | DE M. AD. DE VARNHAGEN, | Indiquant la vraie demarcation du traité de Tordesilhas, d’après le calcul de l’Auteur” gibt es nur wenige Beschriftungen: lediglich der amerikanische Kontinent („Indias Occidentaes”), die brasilianische Küste („Terra de Santa Cruz”) sowie Afrika und Asien finden sich näher bezeichnet. Die in Brasilien eingezeichnete Linie „a__a“ („La ligne a__a. indique la dèmarcacion résultant de la supposition de D’Avezac”) bezieht sich dabei auf die im Vetrag von Tordesillas 1494 festgelegte Demarkationslinie, resultierend auf der Vermutung des französischen Geographen und Archivar Marie Armand Pascal d’Avezac-Macaya (1800–1875).
Außerdem finden sich auf der Karte mehrere Inselgruppen im Atlantik eingetragen: Fernando de Noronha, die Kapverden, die Kanarischen Inseln und die Azoren. Im Süden des afrikanischen Kontinents ist das Kap der Guten Hoffnung abgebildet. Als Teil des asiatischen Kontinents werden „Calicut“ (heute: Kozhikode, Indien) und die Inselgruppe der Molukken in Südostasien hevorgehoben. Diese „Gewürzinseln” spielten insbesondere für das Entdeckungszeitalter eine wichtige Rolle.

Digitalisat der BBM
Digitalisat der BSB

Maysa Albert

Portugiesischer Brief von Francisco Adolfo de Varnhagen an Friedrich Kunstmann (mit Kartenskizze)
Lissabon, 5. August 1844 [4 Seiten]
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Varnhagen 3

Auf der linken unteren Seite des Schreibens an Friedrich Kunstmann, ist eine von Varnhagen entworfene Wegskizze zur Lissabonner „Rua dos Prazeres” eingezeichnet. Hier steht übersetzt: „Du weißt nicht, wo die Rua dos Prazeres liegt? Ich zeichne Dir eine Karte. Sozusagen, wenn Du die Rua de S[ão] Bento hinaufgehst, biege nach dem Palacio das Cortes rechts ab und biege daraufhin in die erste Straße links ein.”
Auf der Rückseite dieses Briefes wird auch die Münchner Adresse Kunstmanns angegeben: er wohnte, als er 1844 wieder in München war, in der „Türkenstaße Nr. 3”.
Zwischen 1843 und 1857 tauschten Francisco Adolfo de Varnhagen und Friedrich Kunstmann mehrere Briefe von persönlichen und auch wissenschaftlichen Inhalten aus. Die an der Universitätsbibliothek der LMU verwahrte Korrespondenz enthält nur die Briefe an Kunstmann; von Varnhagen haben sich hier insgesamt elf Schreiben an Kunstmann erhalten.

Maysa Albert

Portugiesischer Brief von Francisco Adolfo de Varnhagen an Friedrich Kunstmann (mit Kartenskizze)
Lissabon, 5. August 1844 [4 Seiten]
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Varnhagen 3

[Fortsetzung]

Portugiesischer Brief von Francisco Adolfo de Varnhagen an Friedrich Kunstmann (mit Kartenskizze)
Lissabon, 5. August 1844 [4 Seiten]
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Varnhagen 3

[Fortsetzung]

Portugiesischer Brief von Francisco Adolfo de Varnhagen an Friedrich Kunstmann (mit Kartenskizze)
Lissabon, 5. August 1844 [4 Seiten]
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Varnhagen 3

[Fortsetzung]

Der Historiker, Forscher und Diplomat Francisco Adolpho de Varnhagen (1816–1878, Vicomte von Porto Seguro) gilt als „Vater der brasilianischen Geschichtsschreibung”

  • Geboren am 17. Februar 1816 bei Sorocaba, Brasilien, als Sohn des seit 1803 im Dienste der portugiesischen Königsfamilie stehenden deutschen Ingenieurs Ludwig Wilhelm Varnhagen (1783–1842) und der Portugiesin Dona Maria Flávia de Sá Magalhães
  • Kurz nach der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal (7. September 1822) kehrte sein Vater, der eine Eisenhütte in Brasilien betrieb, nach Lissabon zurück. Dort widmete sich Francisco Adolpho als Autodidakt mathematischen, militärischen, ökonomischen und paläographischen Studien.
  • Im „europäischem Exil“ lebend veröffentlichte er im Alter von 23 Jahren, sein erstes historisches Werk (Reflexões críticas sobre o escrito do século XVI impresso com o título de Notícia do Brasil, Lisboa: Tipografia da Academia, 1839) und wurde Mitglied des Instituto Histórico Geographico Brasileiro.
  • 1841 nahm er die brasilianische Staatsbürgerschaft an und entschloss sich zur Rückkehr nach Brasilien, kehrte aber schon bald nach Europa zurück, wo er zum Attaché 1. Klasse der kaiserlich-brasilianischen Legation in Portugal ernannt wurde und den Sonderauftrag erhielt, die iberischen Archiven nach Quellen zur Geschichte und Gesetzgebung Brasiliens zu erforschen.
  • Bereits 1844 begann er mit den Studien an seiner größten Errungenschaft, die Historia Geral do Brasil (2 Bände, Madrid 1854 & 1857)
  • 1846 wurde Varnhagen als Sekretär der brasilianischen Gesandtschaft nach Madrid entsandt und kehrte erst 1851 nach Brasilien zurück, um dort im Auswärtigen Amt zu dienen. Als Diplomat des brasilianischen Staates wirkte er später auch in Paraguay, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Chile und Peru.
  • 1856 wurde er als auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
  • Der Diplomat Varnhagen starb 1878 im Alter von 62 Jahren in Wien. Sein Leichnam wurde im Herkunftsort seiner Frau Carmen Ovalle in Santiago de Chile begraben und erst viel später in seine brasilianische Heimat überführt.
  • Teile seiner umfangreichen Bibliothek werden in der Biblioteca Brasiliana Guita e José Mindlin in São Paulo verwahrt.

Maysa Albert & Thomas Horst


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