Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Vitrine 2: Friedrich Kunstmann als Erzieher der Prinzessin Maria Amélia in Lissabon ‒ Friedrich Kunstmann as educator of Princess Maria Amélia in Lisbon

Ansicht von Lissabon
Kupferstich von Matthäus Merian der Ältere, entnommen aus: Archontologia Cosmica, Frankfurt am Main 1649, Bd. 1, zwischen S. 301 und 302
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.23

Die ursprünglich in Kunstmanns Nachlass A.1.31 enthaltene Stadtansicht von Lissabon mit dem Titel Olissipo. Lisabona wurde von Matthäus Merian dem Älteren (1593–1650) zur Illustration der zweiten lateinischen Ausgabe der in seinem Verlagshaus herausgegebenen Archontologia Cosmica (Frankfurt am Main, 1649) angefertigt. Sie zeigt die Stadt vor dem verheerenden Erdbeben (1. November 1755). Die Vedute geht auf einen Stich im bekannten Städteansichtenbuch Civitates Orbis Terrarum von Georg Braun und Frans Hogenberg, Band 5 (1598) zurück. Bemerkenswert ist die detaillierte Darstellung der Gebäude im Aufriss; 34 besondere Örtlichkeiten finden sich in der Kartenlegende hervorgehoben.

This view of Lisbon engraved by Matthäus Merian is based on a veduta in the “Civitates Orbis Terrarum” by Braun-Hogenberg (1598).

Ernennung Kunstmanns zum Erzieher der Maria Amélia de Bragança
Schreiben des Comte Mejan, datiert München, 28. November 1840
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Ernennung z. Lehrer der Prinzessin Maria Amélia von Brasilien

In dem von Comte Étienne Mejan (1766–1846; Sekretär der Leuchtenbergs seit 1816) verfassten Schreiben in französischer Sprache wird Kunstmann die Stelle als Erzieher der Maria Amélia in Lissabon übertragen. Darin werden auch die genauen Konditionen des Vertrags und sein Gehalt vereinbart.

On November 28, 1840 Kunstmann was appointed as educator of the Princess Maria Amélia.

Ernennung Kunstmanns zum Erzieher der Maria Amélia de Bragança
Schreiben des Comte Mejan, datiert München, 28. November 1840
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Ernennung z. Lehrer der Prinzessin Maria Amélia von Brasilien

[Fortsetzung]

Aufnahme Kunstmanns als Ritter in einem militärischen portugiesischen Orden, signiert von der „Rainha“ (portugiesische Königin Maria II. da Glória) & Visconde da Oliveira
Königlicher Palast von Lissabon, 10. November 1846
Universitätsbibliothek der LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann A.2, Korr. Königl. Hof von Portugal 1

Maria II. da Glória ernannte Kunstmann nach seiner Rückkehr nach München aufgrund seiner guten Verdienste („bom serviço“) in Portugal zum „Cavalleiro da Real Ordem Militar Portugueza de Nossa Senhora da Conceição da Villa Viçosa“ (Ritter des militärischen portugiesischen Ordens Unserer Lieben Frau zur Empfängnis von Vila Viçosa).

In 1846 Kunstmann was nominated as “Cavalleiro da Real Ordem Militar Portugueza de Nossa Senhora da Conceição da Villa Viçosa”.

Maria Amélia de Bragança (1831–1853) war die einzige Tochter aus der zweiten Ehe des brasilianischen Kaisers Dom Pedro I. (1798–1834) mit Amélie von Leuchtenberg (1812–1873, Kaiserin von Brasilien zwischen 1829 und 1831; eine Tochter des Stiefsohns von Napoleon Bonaparte, Eugène de Beauharnais, der 1817 den Fürstentitel des Herzogs von Leuchtenberg erhalten hatte).
In Portugal regierte damals eine Tochter aus Dom Pedros I. erster Ehe mit Maria Leopoldine aus dem Hause Habsburg-Lothringen, Maria II. da Glória (1819–1853), die in erster Ehe mit einem Onkel Maria Amélias, Auguste de Beauharnais (1810–1835), verheiratet war.
Nach dem Tode Dom Pedros I. pendelte seine junge Witwe regelmäßig mit ihrer Tochter Maria Amélia zwischen Portugal und Bayern, wo sie von Kunstmann unterrichtet wurde.
Bild: Amélie von Leuchtenberg mit ihrer Tochter Maria Amélia. Lithographie von Ignaz Fertig nach einem Gemälde von Friedrich Dürck, gedruckt bei Piloty & Loehle in München, um 1840 (Sammlung Schlossmuseum Ismaning).

Friedrich Kunstmann als Erzieher von Maria Amélia de Bragança in Lissabon (1841–1846)

Am 28. November 1840 erhielt Kunstmann in einem französischsprachigen Schreiben die Einladung, als Erzieher der neunjährigen Maria Amélia de Bragança (1831–1853) in Portugal zu wirken. Seine neue Tätigkeit führte ihn 1841 an den Königlichen Hof in Lissabon – einer Stadt, die er lediglich von einem von Matthäus Merian d. Ä. gefertigten Kupferstich (1649) kannte. Diese Ansicht befindet sich auch in seinem Nachlass.
Auf dem Lehrplan der jungen brasilianischen Prinzessin standen neben der religiösen Erziehung die Vermittlung von Grundkenntnissen in Grammatik, Rhetorik, logischer Philosophie, Moral, deutscher Literatur, Geographie und Universalgeschichte. Doch blieb Kunstmann noch genügend Zeit, seinen Forschungen zur Entdeckungs-, Kirchen- und Missionsgeschichte Portugals nachzugehen. Er erwarb sich in den rund vier Jahren, die er in der lusophonen Welt verbrachte, nicht nur exzellente Kenntnisse der portugiesischen Sprache, sondern auch der Literatur des Landes.


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