Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Vitrine 3: Mittelalterliches Weltbild/Portolankarten ‒ Medieval view of the world/portolan charts

Schwarz-Weiß-Faksimile (19. Jh.) des Katalanischen Weltatlas von 1375
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.22,1

Der in der französischen Nationalbibliothek verwahrte Katalanische Weltatlas gehört zu den wichtigsten erhaltenen mittelalterlichen Karten und steht als Mischform zwischen runden „mappae mundi“ und den See- bzw. Portolankarten (von lat. „portus“ für Hafen) in unbedingter Nennung, wenn es um die Entstehung dieser Kartengattung geht. 1375 auf der Insel Mallorca vom jüdischen Kartographen Elisha ben Cresques Abraham (1325–1387) auf Pergament auf sechs Kartenblättern angefertigt, stellt das Kartenwerk exakte Küstenlinien und Hafennamen dar und gilt als die erste Karte der damals bekannten Welt, die eine Windrose abbildet. Von Westeuropa werden bis nach Ostasien Schifffahrtsrouten und Anlaufstellen für Seefahrer illustriert. Faszinierend gesellen sich zur Klarheit der Navigationshilfen künstlerisch herausragende Figuren, von historischer, biblischer und literarischer Natur hinzu. Dies verdeutlicht die immer noch präsenten Einflüsse der damals vorherrschenden Kartenart der runden, mittelalterlichen Weltkarten („mappae mundi“).
Das im Nachlass Kunstmann erhaltene Faksimile aus dem 19. Jahrhundert enthält den gesamten Atlas in vier großformatigen Kartenblättern, wovon wir hier einen Ausschnitt von Nordafrika zeigen.

Lauritz Deindl

Schwarz-Weiß-Faksimile (19. Jh.) des Katalanischen Weltatlas von 1375
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.22,1

[Fortsetzung]

The Catalan Atlas, preserved in the Bibliothèque nationale de France is one of the most important maps of the middle age and, being a mixture of a round “mappae mundi” and a portolan chart, plays a pivotal role in the development of the latter kind of mapwork. It was created in 1375 on the island of Mallorca by the Jewish cartographer Elisha ben Cresques Abraham (1325–1387) on six colorful charts of parchment. The maps show detailed coastlines with exact locations and names of ports for naval navigation and the first compass rose ever used on charts. Right next to it, one can discover artistic images of historical, biblical and literary figures, underlining the influence the round, medieval charts (“mappae mundi”).
The copy of the map in the Kunstmann collection contains the whole atlas in four large-sized plates. The facsimile was created in the nineteenth century. We are showing here a detail from north Africa.

Catalan Atlas in the BnF

Lauritz Deindl

Carte Marine de la fin du XIVme ou XVme siècle, conservée aux archives de Lucerne (Seekarte aus dem Ende des 14. oder vom 15. Jahrhundert, verwahrt in den Archiven von Luzern)
Faksimile einer spätmittelalterlichen Portolankarte aus: Vicomte de Santarem (Hg.): Atlas composé de mappemondes, de portulans et de cartes hydrographiques et historiques, depuis le VIe jusqu’au XVIIe siècle […], Paris 1849, Tafel 44
Winterthur: „Etablissement topographique de J. Wurster“
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.24

Das ausgestellte Faksimile einer Manuskriptkarte stellt den geographischen Raum von den Kanarischen Inseln über das Mittelmeer bis in den Nahen Osten und von Schottland bis hin zur marokkanischen Westküste dar. Wie der Titel Carte Marine (oben rechts) schon aussagt, handelt es sich um eine handgezeichnete See- bzw. Portolankarte aus dem Ende des 14. oder vom 15. Jahrhundert, deren Original in Luzern liegt und als 44. Kartenblatt in Form eines Farblithographie-Faksimiles in den 1849 in Paris erschienenen Atlas du Viscomt de Santarem aufgenommen wurde.
Der Autor dieser Karte ist unbekannt. Während die geographischen Details im Binnenland unberücksichtigt blieben, wurden vor allem die Küstenorte farbig hervorgehoben. Die eingezeichneten Inseln sind dabei mit divergierendem Kolorit voneinander und vom nahegelegenen Festland unterschieden.
Insgesamt fünf Kompass- und zahlreiche Windrosen bilden Teil eines Strahlennetzes, das typisch für die Gattung der Portolankarten ist. Von den Kompassrosen strahlen jeweils 32 Loxodrome als gerade Linien aus, die zur Orientierung in der Navigation dienten. Die Abbildung der Gottesmutter Maria mit Jesus (nordwestlich von Madeira) sowie „Hiervsalem“ (Jerusalem) im Heiligen Land, das mit einer Krone symbolisiert wird, stellen zeitgenössische religiöse Elemente der nach damaligen Kenntnissen angefertigten Seekarte dar.

Carte Marine de la fin du XIVme ou XVme siècle, conservée aux archives de Lucerne (Seekarte aus dem Ende des 14. oder vom 15. Jahrhundert, verwahrt in den Archiven von Luzern)
Faksimile einer spätmittelalterlichen Portolankarte aus: Vicomte de Santarem (Hg.): Atlas composé de mappemondes, de portulans et de cartes hydrographiques et historiques, depuis le VIe jusqu’au XVIIe siècle […], Paris 1849, Tafel 44
Winterthur: „Etablissement topographique de J. Wurster“
Universitätsbibliothek LMU München, Nachlass Friedrich Kunstmann C.24

[Fortsetzung]

Der Diplomat und Historiker Manuel Francisco de Barros e Sousa (1791–1856, besser bekannt als zweiter Visconde de Santarém) entstammte einer portugiesischen Adelsfamilie. 1827 wurde er zum Minister für die Marine und Übersee ernannt. Seine politische Haltung während des Miguelistenkriegs (ein Bürgerkrieg in Portugal, 1832–1834) zwang ihn jedoch ins Exil nach Frankreich. Dort widmete er sich in Paris der historischen Erforschung der Kartographie mit einem besonderen Interesse am Zeitalter der Entdeckungen.

Atlas von Santarem in der portugiesischen Nationalbibliothek

This portolan chart from the end of the fourteenth or from the fifteenth century was reproduced as a fascimile in the atlas of the Viscount of Santarém in Paris in 1849.


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