Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Vitrine 7: Cartographica des 16. Jahrhunderts ‒ Maps of the Sixteenth Century

Tabula XII, in: Livio Sanuto: Geografia di M. Livio Sanuto distinta in XXII libri. Ne quali oltra l'esplicatione di molti luoghi di Tolomeo, e della Bussola, e dell'Aguglia; si dichiarano le Provincie, Popoli, Regni, Città, Porti, Monti, Fiumi, Laghi, e Costumi dell'Africa; Con XII tavole di essa Africa in dissegno di rame
Vinegia [Venedig]: Damiano Zenaro, 1588
Universitätsbibliothek der LMU München, 2 Kunstm. 44

Der italienischsprachige Atlas beinhaltet am Beginn ein Register auf 20 Blättern sowie zwölf doppelseitige Afrika-Karten im Kupferstich. Die folgenden 146 Blätter sind vorrangig Beschreibungen des afrikanischen Kontinents gewidmet.
Der aus einer italienischen Patrizierfamilie stammende Autor Livio Sanuto (ca. 1520–1576) plante ursprünglich eine Kosmographie der gesamten Welt zu schaffen, und begann mit Afrika, starb aber, bevor er die übrigen Kontinente bearbeiten konnte. Zwölf Jahre nach seinem Tod veröffentlichte sein Bruder Giulio Sanuto (ca. 1540–1588) den Atlas im Verlag von Damiano Zenaro (florit 1577–1599).
Die hier vorgestellte Tabula XII stützt sich auf die achtblättrige Wandkarte Afrikas von Jacobo Gastaldi (1564). Sanutos Geografia ist die erste ausführliche Beschreibung des afrikanischen Kontinents, mit der der Wissensstand des 16. Jahrhunderts zusammengefasst wurde.

The Italian “Geografia di M. Livio Sanuto distinta in XXII libri” was compiled by Livio Sanuto (ca. 1520–1576) and published in 1588 by his brother Giulio (ca. 1540–1588) after his death. It is the first detailed description of the African continent, summarising the state of geographical knowledge of the sixteenth century.

Digitale Version

Georg Dietzfelbinger

Tabula XII, in: Livio Sanuto: Geografia di M. Livio Sanuto distinta in XXII libri. Ne quali oltra l'esplicatione di molti luoghi di Tolomeo, e della Bussola, e dell'Aguglia; si dichiarano le Provincie, Popoli, Regni, Città, Porti, Monti, Fiumi, Laghi, e Costumi dell'Africa; Con XII tavole di essa Africa in dissegno di rame
Vinegia [Venedig]: Damiano Zenaro, 1588
Universitätsbibliothek der LMU München, 2 Kunstm. 44

[Fortsetzung]

Schematische Kopie einer türkischen Weltkarte (1559/1560) in Herzform
Bildanhang zu: Marie Armand Pascal d’Avezac: Note sur une mappe‐monde turke du XVIe siècle conservée à la Bibliothèque de Saint‐Marc à Venise avec une petite esquisse figurative de ce document xylographique, Paris 1866 (aus: Bulletin de la Société de Géographie 10, Décembre 1865, S. 674–757)
Paris, Dezember 1865 „Gravé chez Erhard, 12 R. Duguay-Trouin“; gedruckt bei Janson (R. Antoine Dubois 6, Paris)
Universitätsbibliothek der LMU München, 8 Kunstm. 31

Die aufgrund ihrer herzförmigen Form außergewöhnliche Weltkarte mit der Überschrift Kemâliyle naksh dunmush eümle cihân nümûnu („Eine vollständige und perfekte Karte der ganzen Welt“, in arabischer Schrift) ist eine der ersten uns bekannten Karten in türkischer Sprache. Sie wurde im 967. Jahr der Hidschra (1559/1560) in Venedig als Holzschnitt gedruckt, doch hat sich davon kein Exemplar erhalten. Erst 1795 wurden die alten Druckstöcke in den venezianischen Archiven wiederentdeckt und in 24 Exemplaren vervielfältigt. Eines davon gelangte 1864 als Geschenk des tunesischen Lords Sydi Mohhammed ben Moscthafày an die Société de Géographie in Paris. Es wurde im folgenden Jahr vom französischen Geographen und Archivar Marie Armand Pascal d’Avezac-Macaya (1800–1875) detailliert beschrieben und mit einer Abbildung versehen. Diese zeigt wie im Original am unteren Ende auch drei weitere kartographische Abbildungen: zwei Himmelsgloben (mit Darstellung der Sternbilder zur Winter- und Sommerzeit) rahmen dabei eine Armillarsphäre ein.
Aus der ursprünglichen Kartenlegende (diese wurde in der ausgestellten Xylographie von 1865 wie auch sämtliche Ortsnamen und weitere Inschriften nicht mitkopiert) geht hervor, dass Hajji Ahmed (ursprünglich ein Tunesier, der in Marokko studiert hatte und als Gefangener nach Italien kam) die kurios anmutende Weltkarte angefertigt haben soll.

Schematische Kopie einer türkischen Weltkarte (1559/1560) in Herzform
Universitätsbibliothek der LMU München, 8 Kunstm. 31

[Fortsetzung]

Ob er jedoch wirklich deren Urheber war, ist bis heute umstritten. Es könnte sich auch um eine Übersetzung handeln. Oder ist der genannte Autorenname lediglich ein Pseudonym eines venezianischen Druckers, um die Weltkarte im osmanischen Raum leichter vermarkten zu können?
Die charakteristische Projektion in Herzform wurde bereits vom französischen Kosmographen Oronce Fine (1494–1555) in seiner 1536 gedruckten Weltkarte angewandt. Sie geht auf den Humanisten Johannes Stabius († 1522) und den Kartographen Johannes Werner (1468–1522) zurück, die bereits ab 1500 mit der sogenannten Stab-Werner-Projektion eine flächentreue unechte Kegelabbildung der Erde in Herzform erfanden.

A woodcut world map supposedly drawn by Hajji Ahmed, a Tunisian Muslim, was published in Venice in 1559/60. It contains inter alia the following inscription (translated into English: “Whoever wishes to know the true shape of the world, their minds shall be filled with light and their breast with joy.“
The map was copied from a woodcut map by Oronce Fine printed in 1536. It used the cordiform (heart-shaped) projection invented by Johannes Stabius and first printed in 1514 by Johannes Werner (Stab-Werner projection). Some 235 years later, the original woodblocks of this “lost Turkish world map” were rediscovered in Venice and some new impressions were made, of which this is a copy from 1865.

Digitalisat des Buches von d'Avezac (1866)
Faksimile der bei D'Avezac abgebildeten Karte in der BnF
Foto des Originaldruckes (1795) in der BnF
Beschreibung des Originals bei Berry Lawrende Ruderman


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