Restitution einer Urkunde aus dem Kloster Mesen an das Staatsarchiv Brügge
Urkunde des Grafen Philipp von Flandern von 1181 kehrt nach über 100 Jahren nach Belgien zurück
20.10.2021
Am Mittwoch den 20. Oktober 2021 fand im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München die Restitution dreier Urkunden aus dem Kloster Mesen (Messines) in Westflandern an das Staatsarchiv Brügge (Rijksarchief Brugge) statt.
Unter diesen war neben zwei Urkunden aus Privatbesitz der Familie Breitenbach auch ein Stück aus der Lehrsammlung der Historischen Grundwissenschaften der LMU, das Dr. Hendrik Callewier, Leiter des Staatsarchivs Brügge, von Dr. Magdalena Weileder entgegennahm.
Dabei handelte es sich um die ehemals älteste Urkunde der Lehrsammlung mit der Nr. 177, 1181 von Graf Philipp von Flandern für das Kloster Mesen ausgestellt. Wie und wann die Urkunde in die Sammlung gelangte, ist bislang weitgehend ungeklärt. Sicher scheint aber, dass sie gemeinsam mit anderen Urkunden des Klosters im November 1914 während des 1. Weltkriegs in den Besitz deutscher Soldaten kam. Das ehemalige Kloster wurde damals von heftigem Artilleriefeuer vollkommen zerstört, die Archivalien lagen in den Trümmern.
Urkunde Nr. 177 aus der Lehrsammlung (Monasterium.net), jetzt im Staatsarchiv Brügge
Seit einigen Jahren tauchen in Deutschland immer wieder Urkunden aus Mesen auf, von denen bereits einige wieder nach Belgien restituiert wurden, z. B. 2014 aus der Universitätsbibliothek Regensburg oder 2018 aus Privatbesitz. Es ist zu hoffen, dass künftig noch weitere Archivalien aus Mesen den Weg zurück an ihren rechtmäßigen Aufbewahrungsort finden.
Dass die Urkunde aus der Lehrsammlung nun zusammen mit den beiden Stücken aus Privatbesitz zurückgegeben werden konnte, verdankte sich dem Zufall, dass sich die Familie Breitenbach fast zum gleichen Zeitpunkt an das Bayerische Hauptstaatsarchiv wandte, als Magdalena Weileder das Staatsarchiv Brügge kontaktierte.
Die gemeinsame Übergabe wurde dankenswerterweise von Dr. Gerhard Immler, ltd. Archivdirektor des Bayerischen Hauptstaatsarchivs organisiert. An der Veranstaltung nahmen außerdem Dr. Bernhard Grau, Direktor des Hauptstaatsarchivs, Archivdirektorin Dr. Martina Haggenmüller und Prof. Dr. Irmgard Fees teil.
- Vgl. Artikel "Die unglaubliche Odyssee einer Kriegsbeute" (SZ online vom 21.11.2021)
- Vgl. Artikel "Zerstörtes Klosterarchiv von Mesen in Flandern – das Bayerische Hauptstaatsarchiv als Vermittler" (Nachrichten der Staatlichen Archive Bayerns 81.2021, S. 11f.)
Fotos: Bayerisches Hauptstaatsarchiv