Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Prof. Dr. Walter Koch (* 22.04.1942, † 27.12.2019) in ehrendem Gedenken

03.01.2020

Am 27. Dezember 2019 verstarb nach schwerer Krankheit unser langjähriger Ordinarius Walter Koch im Alter von 77 Jahren. Über 25 Jahre leitete er von 1982 bis 2007 den Lehrstuhl für Geschichtliche Hilfswissenschaften an der hiesigen Universität. Seine Spezialdisziplinen waren die Diplomatik, Epigraphik und Paläographie, mit denen er das Profil seines Lehrstuhls prägte und in denen er sich in der wissenschaftlichen Fachwelt des In- und Auslandes große Anerkennung erwarb.

Seine bekanntesten und nachhaltigsten wissenschaftlichen Unternehmungen sind die beiden Editionsvorhaben an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die Edition der Urkunden Kaiser Friedrichs II. im Rahmen der MGH-Diplomata-Reihe und die Edition der Inschriften im Bundesland Bayern für die interakademische Reihe „Die Deutschen Inschriften“. Nach der Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1993 wurde Walter Koch im nachfolgenden Jahr zum Kommissionsvorsitzenden beider Editionsprojekte gewählt. Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden mit zahlreichen Mitgliedschaften in diversen Kommissionen gewürdigt, u. a. der Bayerischen Landesgeschichte, des Corpus Inscriptionum Medii Aevi Helvetiae, der Herausgabe der griechischen Urkunden des Mittelalters und der neueren Zeit, der Orts- und Flurnamenforschung in Bayern, des Repertorium Fontium Medii Aevi, des Schrift- und Buchwesens des Mittelalters sowie der Commission Internationale de Diplomatique (Schatzmeister 1983-1996, Generalsekretär 1996-2001, Ehrenmitglied 2010), des Comité International de Paléographie Latine und des Kuratoriums des Instituts für mittelalterliche Realienkunde. Last not least war Walter Koch wissenschaftlich korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Ausland (seit 1985), Ordentliches Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica (seit 1997), Obmann der Kommission für die Herausgabe der Inschriften des Deutschen Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1988-1997) und Vorsitzender der Interakademischen Kommission des deutschen Inschriftenwerks (1997-2010).

Für seine Forschungen erhielt Walter Koch zahlreiche Ehrungen: 1977 wurde ihm der Jubiläumspreis des Verlages Böhlau durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften verliehen, 1989 der Apulienpreis durch die Gesellschaft für deutsch-italienische Freundschaft in Foggia, 2018 der wissenschaftliche Stauferpreis der Staufergesellschaft Göppingen für sein wissenschaftliches Lebenswerk, 2019 die Freiherr vom Stein-Medaille für seine Verdienste um die MGH und kurz vor seinem Tod das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Auch im universitären Bereich wirkte Walter Koch in zahlreichen Kommissionen, von 1987 bis 1991 war er Prodekan und Dekan an der Philosophischen Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften sowie Geschäftsführender Direktor des Historischen Seminars (2001). Lehrtätigkeiten übte er zudem in Abständen im Fach Epigraphik an der Universität Wien und im Fach Diplomatik an der Bayerischen Archivschule aus. Mit der Errichtung des Epigraphischen Forschungs- und Dokumentationszentrums an seinem Münchner Lehrstuhl im Jahre 1984 sowie der Publikation von epigraphischen Literaturberichten baute er München zu einer nationalen und internationalen Anlaufstation für mittelalterliche und frühneuzeitliche Epigraphik auf. Krönung seines epigraphischen Schaffens stellte seine Inschriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der früheren Neuzeit dar, deren ersten Band zum Früh- und Hochmittelalter er kurz vor Antritt seines Ruhestandes fertigstellte.

Walter Koch war beileibe kein Schreibtischtäter. Er liebte Forschungsreisen und begeisterte auf vielen Exkursionen seine Studierenden für Urkunden, Handschriften und Inschriften. Im Jahr seines Abschieds führte uns eine unvergessliche Forschungsreise nach Apulien.

Schüler und Mitarbeiter ehrten ihren „Professore“ in mehreren Festschriften zu seinem 55., 60. und 65. Geburtstag sowie im Rahmen eines wissenschaftlichen Kolloquiums zu Walter Kochs 70. Geburtstag, wobei sich auch viele namhafte Kollegen des Faches beteiligten.

Wir trauern sehr um unseren hochgeschätzten und bewunderungswürdigen Chef und Lehrer.


Franz-Albrecht Bornschlegel
im Namen der Schüler*innen und Mitarbeiter*innen

 


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