Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Virtuelles deutsches Urkundennetzwerk

Das Projekt ist abgeschlossen.

Im Rahmen dieses seit September 2010 für zwei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts sollen Urkundenbestände mehrerer deutscher Archive [1] digitalisiert und im Internet auf der hierfür entwickelten Seite www.vdu.uni-koeln.de der Allgemeinheit, insbesondere zu Zwecken der Forschung und Lehre, zugänglich gemacht werden. Ein Ziel des Projekts ist dabei die Entwicklung prototypischer Arbeitsabläufe, welche die Digitalisierung des gesamten deutschen Urkundenbestandes in der Zukunft organisierbar machen und zugleich die Machbarkeit eines solchen hochgesteckten Ziels in finanzieller, personeller und zeitlicher Hinsicht aufzeigen sollen.

Die digitalisierten Urkundenbestände werden anschließend auf der oben genannten Internetseite in Form von Regesten und Abbildungen veröffentlicht, wodurch sich einerseits die Benutzer den Zeit- und Kostenaufwand von Archivreisen sparen, andererseits die empfindlichen Originale geschont werden können. Daneben bietet die Arbeit mit digitalisierten Urkunden Vorteile für die Forschung, zum Beispiel indem Informationen in den Regesten direkt an der Abbildung nachvollzogen und überprüft werden können, und die Untersuchung der grafischen Elemente, etwa von Notarssigneten (s. Abb. unten), erleichtert wird. Die hohe Bildqualität, welcher im Druck stets die hohen Kosten entgegenstehen, lässt zudem Details wie Knickstellen, Linierung und Tintenwechsel erkennen.

Auf dem Konzept des bewährten europäischen Urkundenportal monasterium.net aufbauend, soll das VdU dem Benutzer aber auch erlauben, die entsprechenden Datensätze selbst zu bearbeiten, d. h. zusätzliche Informationen etwa zum Urkundentyp, Ausstellungsdatum oder -ort einzugeben, Regesten oder Transkriptionen zu verfassen bzw. zu korrigieren und bestimmte Teile des Transkriptionstext mit Markup zu versehen, beispielsweise Personen- oder Ortsnamen zu kennzeichnen. Darüber hinausgehend soll das VdU Funktionen bereitstellen, die bislang das Herunterladen der Digitalisate voraussetzten, so könnten beispielsweise Bildbearbeitungswerkzeuge zur Verbesserung der Lesbarkeit direkt auf der Seite zur Verfügung gestellt werden und es einem angemeldeten Benutzer möglich sein, mehrere eigene Ordner von Urkunden anzulegen und „privat“ zu bearbeiten.

An diesen technischen Aspekten des Projekts, welche an der HKI Köln bearbeitet werden, beteiligte sich auch die Abteilung für Historische Grundwissenschaften der LMU mit dem ehemaligen Mitarbeiter Dr. Georg Vogeler als Berater für die Metadaten.

Die Anpassung der Seite an die Erfordernisse der Forschung soll durch die Verknüpfung mit drei Pilotprojekten gewährleistet werden, welche den Nutzen des VdU für die universitäre Forschung und Lehre evaluieren sollen. Diese Forschungsvorhaben werden an der FOVOG Dresden, am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz sowie der Professur für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde der LMU München durchgeführt. Sie stellen neben der Entwicklung von Arbeitsabläufen zur Urkundendigitalisierung und der Schaffung einer virtuellen Arbeitsumgebung den dritten Teil des DFG-Projektes dar.

[1] Beteiligt sind die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, die Stadtarchive in Mainz, Speyer, Worms und Würzburg sowie das Diözesanarchiv Speyer.

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notarssignetTeilprojekt: Notariatsinstrumente in rheinischen und süddeutschen Bischofsstädten

Die Urkunden der öffentlichen Notare in Deutschland, die traditionell der in der hilfswissenschaftlichen Forschung lange Zeit vernachlässigten Gruppe der „Privaturkunden“ zugerechnet werden, eignen sich durch ihre räumliche Verstreutheit auf viele Archive besonders gut dazu, die Vorteile einer virtuellen Arbeitsumgebung zu überprüfen. Schon grundlegende Fragen wie die nach der quantitativen Häufigkeit dieser Urkundengattung im Vergleich zur Siegelurkunde können mit den traditionellen Methoden der Archivrecherche kaum beantwortet werden, auch weil in archivischen Findmitteln nicht immer klar vermerkt ist, ob eine Urkunde von einem öffentlichen Notar ausgestellt wurde, insbesondere bei notariellen Vidimierungen. Gerade in Bezug auf Mischformen von Siegel- und Notarsurkunde und bestehen in der Forschung vermutlich auch deshalb Defizite, derer sich das Pilotprojekt annehmen wird.

Neben der Art und Häufigkeit solcher Mischformen, die besonders häufig in der Frühzeit des Notariats in Deutschland auftreten, soll auch deren Inhalt und äußere Form untersucht werden, um aus dem Vergleich mit reinen Notariatsinstrumenten oder Siegelurkunden Rückschlüsse auf die Wahrnehmung von mittelalterlichen Notaren und ihren Urkunden durch deren Zeitgenossen zu ermöglichen. Obwohl sich die jüngere Forschung weitgehend einig ist, dass die Rezeption des öffentlichen Notariats mit dem Aufkommen bischöflicher Offizialatsgerichte zusammenhängt, bestehen zudem gerade für die Frühzeit des deutschen Notariats noch Unklarheiten, etwa hinsichtlich der genauen Wege der Ausbreitung, der Abgrenzung öffentlicher Notare von anderem Schreibpersonal wie geschworenen Gerichtsschreibern und deren Bedeutung für die Rezeption des gelehrten Rechts.

Grundsätzlich liegt das Forschungsinteresse des Teilprojekts auf der Geschichte und Entwicklung des Notariats und der Notariatsurkunde in ganz Deutschland, den Schwerpunkt der Untersuchung sollen jedoch rheinische und bayerische Bischofsstädte darstellen.

Bearbeiterin: Magdalena Weileder, M. A.


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