Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde
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Schrift und Zeichen: Computergestützte Analyse hochmittelalterlicher Papsturkunden - ein Schlüssel zur Kulturgeschichte Europas

Die Papsturkunden des hohen Mittelalters stehen im Mittelpunkt des auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts, das seit dem 1. August 2012 in der Abteilung für Historische Grundwissenschaften betrieben wird. In Kooperation mit der Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Klaus Herbers, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte; Prof. Dr. Joachim Hornegger, Lehrstuhl für Informatik 5) und finanziert vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung), ist das Ziel des Vorhabens insbesondere die detaillierte und systematische Untersuchung der Umbrüche, welche die Papsturkunde während des 11. und 12. Jahrhunderts erfuhr. Der Fokus liegt dabei einerseits auf dem Ablauf dieser Wandlungen, zum anderen auf den äußeren Merkmalen der Papsturkunde: den Umbrüchen der Schrift sowie den unter dem Pontifikat Leos IX. modifizierten oder neu eingeführten graphischen Symbolen (Rota, Benevalete-Monogramm, Komma). Paläographischer Untersuchungsgegenstand ist die Ablösung der Kurialschrift durch die päpstliche Minuskel sowie deren allmählicher Übergang zur gotischen Schrift. Der neue Ansatz, den das Projekt dabei verfolgt, besteht in der Verwendung neuester Methoden der digitalen Mustererkennung und ihrer Verbindung mit klassischen historischen und paläographischen Arbeitsweisen. Damit soll unter anderem die technisch unterstützte Identifikation von Schreiberhänden in den Urkunden ermöglicht werden, die wiederum Aufschlüsse über den Ablauf der Entwicklungsprozesse zulassen kann. Der Einsatz der EDV soll also die Erfassung und Bewertung großer paläographischer Materialmengen erleichtern, beschleunigen bzw. erst ermöglichen.

In mehreren Veranstaltungen an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und auf Tagungen in Leeds (Juli 2013: "Annotating, Describing and Analysing. Digital Writer Identification in Medieval Papal Documents - Chances and new Chances for paleographical Methods") und Paris (November 2013: "Do we really need an OCR for medieval charters? On the limits and advantages of Digital Palaeography and Diplomatics") wurde das Gesamtprojekt zuletzt mit besonderem Schwerpunkt auf die Inhalte des Teilprojektes Paläographie von dessen Mitarbeitern vorgestellt und diskutiert. Weitere Präsentationen in den kommenden Projektphasen befinden sich in Planung.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Projekthomepage.

Mitarbeiter des Münchener Teilprojekts sind Benedikt Hotz M.A. und Benjamin Schönfeld M.A.

Publikationen

Fees, Irmgard, Bernwieser, Johannes, Schönfeld, Benjamin (Hrsg.): Lebendige Zeichen: Ausgewählte Aufsätze zu Diplomatik, Handel und Schrift im frühen und hohen Mittelalter. Irmgard Fees zum 60. Geburtstag. Leipzig, 2012.

Hotz, Benedikt / Schönfeld, Benjamin: Schrift und Zeichen. Computergestützte Analyse hochmittelalterlicher Papsturkunden – ein paläographischer Werkstattbericht. In: Zeitschrift für Archivwesen (im Druck).

Hotz, Benedikt / Schönfeld, Benjamin: Computergestützte Beobachtungen zur Schriftentwicklung in Papsturkunden des Hochmittelalters – neue Instrumente in praxi angewandt. In: Fees, Irmgard, Hotz, Benedikt, Schönfeld, Benjamin (Hrsg.): N.N., Online-Veröffentlichung bei res doctae/Akad. d. Wiss. Göttingen (in redaktioneller Bearbeitung).

Hotz, Benedikt / Schönfeld, Benjamin: Schriftentwicklung an der päpstlichen Kurie – durch computergestützte Verfahren zu neuen Erkenntnissen der kurialen Schriftgeschichte? (in Vorbereitung).


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